Archiv der Kategorie: Projekte

Juliane Bartel medien-Preis

Link auf die website:

Juliane Bartel Medienpreis 

Preisbegründung:

Gewinner Beitrag 2021 Fiktion/Entertainment

 

Der Preis, den wir bekommen haben ist eine große Anerkennung, aber leider ist das Problem um das es geht, immer noch (täglich) genauso aktuell. Und der Preis macht auch nicht die getöteten Frauen wieder lebendig und auch ihr Leid nicht rückgängig, ebensowenig wie das ihrer Angehörigen.
In diesem Sinne ist dieser Preis auch eine Aufforderung weiterzudenken, das Thema nicht als „bearbeitet“ in die Ablage zu legen. Und der Preis ist -für mich persönlich- auch eine Widmung für Leena Vartiainen, Marion Zagermann, Konstantina Ulitsch und eben für Saskia, die mit all Ihren Möglichkeiten und Talenten schon durch den Missbrauch durch ihren sozialen Vater zu „lebenslänglich“ verurteilt wurde. Bis sie schließlich auf ihren finalen Henker und Vollstrecker traf, den sie -bittererweise- kurzzeitig für ihren Retter hielt, den Mann, der den erlittenen kindlichen Missbrauch rückgängig macht.

„Flüsterzettel-Solo“

 

 

„Flüsterzettel-Solo“ ( Premiere Juni 2020 im HochX-Theater)

 Der gestreamte Videomitschnitt  des Solos  ( in einer Veranstaltung der ev. Kirche Herrsching in  Zus.arbeit m.d. ev. Akademie Tutzing)    Audiospur   aus dem Solo

 

INHALT: In den Zettelbotschaften, die sich  meine Eltern in der  Anfangszeit ihrer Beziehung schrieben -im Büro des BND in den 1950er Jahren- klingen zwischen den Zeilen, zwischen Liebessehnsucht, Alltagsbewältigung und Interna des Bürolebens auch alle Widersprüchlichkeiten der Zeitgeschichte an.
Diese Fragezeichen und Leerstellen greife ich  mit meinem „Flüsterzettel-Solo-Programm” auf. ( Eigentlich hätte eine Wiederaufnahme des Flüsterzettelabends gespielt werden sollen, so wurde durch Corona ein neues Format daraus. Das wechselte von „Flüsterzettel-Solo“ über „Zeitreise“ bis zu „Zeit-Reste“ ein paarmal den Titel  da sich auch die inhaltichen Schwerpunkte weiterentwickelten und entwickeln)

Ich wage als “Nachgeborener” eine sehr persönliche Zeitreise: Ich konfrontiere mich mit meinen eigenen bewussten und unbewussten Wahrnehmungen; in den 1960er und 70er Jahren, in meiner Familie und in meiner Umgebung:
Die “Reste von Gestern”, die Sickerspuren der Geschichte. Worüber gesprochen wurde und worüber geschwiegen werden musste.
“Du sollst nicht lügen” hieß es und doch musste ja gelogen werden. “Du sollst nicht töten” und doch war ja getötet worden, das Kind fragt lieber nicht danach.
Eines Tages stehe ich als Schüler am Bahnhof Herrsching und verteile Flugblätter: ”Freiheit für Rudolf Hess”, steht darauf. Ein Schulfreund hatte mich darum gebeten. Ich selbst wußte nichts von Rudolf Hess. Ein paar Jahre später nimmt mich als Jugendlicher eine Top Spionin der HVA, die in der Abteilung seines Vaters beim BND arbeitet, auf einen Skiausflug mit.  Und es gab ja auch noch den geliebten Kinder-Grossvater, den Oberst a.D. Filzinger, Artilleriekommandeur und im Einsatz bis weit in die Ukraine.

Und sehr viel später taucht plötzlich der Enkel einer jüdischen Familie aus dem früheren Ostpreußen auf und stellt Fragen zu seinen Grosseltern, die mit Familie Dabinnus vor dem Krieg eng befreundet waren.

Dafür habe ich Recherchen gemacht und Interviews geführt, die in Ausschnitten auch Teil des Programms sind.
Und es wird bei dieser “Rückschau” rasch klar, wie aktuell manche Themen und Fragen immer noch sind, beziehungsweise wie die “Reste von gestern” leider in unserem heutigen Leben wieder zu neuer Blüte kommen.

Von und mit Burchard Dabinnus
Raum: Marlene Rösch

 

Stipendium Textentwicklung „Weil du mir gehörst“.

Zwei Beispielexte für die Behandlung des dokumentarischen Textmaterial und dessen „Verdichtung“:

In der 1. Beispiel-Zusammenstellung sind diverse Aussagen/ Geständnisse des Winfried R.zur Tat in Wien und seinem Vorleben in Paderborn "umgeschnitten" worden. 

FALSCHE VORWÜRFE

( 3 Männer, wie im Gespräch untereinander, oder auch zum Publikum als auch untereinander, die Frauen stehen an verschiedenen Positionen, nehmen wahr, aber reagieren nicht)


MANN 1: All diese Vorwürfe, mich betreffend, treffen an keiner Stelle zu. Ich habe ja 20 Jahre ohne Makel gelebt. Wenn ich so abwegig, so krank wäre, müsste dort ja auch etwas vorgefallen sein. Nicht im Ansatz waren Messer im Spiel oder eine Bedrohung. Meine Frau könnte nichts anderes sagen.


MANN 2: Sie hat sich nicht um Kinder gekümmert. Dieser, Vorfall dieser angebliche: Sie ist so erschrocken und vom Balkon gefallen. Bedrohung mit Messer ist nicht zutreffend. Sie wusste, daß ich Messer besaß, als Zimmerschmuck. Sicher bin ich vielleicht verzweifelt gewesen. Es gab eine Besänftigung durch meinen Bruder.


MANN 3: Messer nicht gegen sie verwendet ….Habe Suizidversuch mit Barbituraten unternommen.


MANN 2: Keine Aussage, bis auf Nebensächlichkeiten trifft zu, zu keinem Zeitpunkt. So absurde Lügen. Als sie zum ersten Mal aufgetaucht sind, hätte ich sie leicht anzeigen können. Das hat nicht zugetroffen.


MANN 1: Hatte Vorfall gegeben, bei dem ich mich im Haus aufgehalten hatte und ihr Vorhaltungen gemacht hatte, sie sie sei keine fürsorgliche Mutter. Die Kindersachen schmutzig, der Haushalt… Sie ist in der Tat auf den Balkon und gesprungen und zur Nachbarin gegangen.


MANN 3: Ich wollte weder mit ihr schimpfen noch sonst etwas. Das war ein Unfall.


MANN 2: Sie wußte, daß ich Messer sammle. In den Urlauben Finnenmesser, in Kroatien Messer. Damit habe ich nichts gemacht, geschweige denn jemanden bedroht.Das ist eine unglaubliche Schilderung, die hätte ich ja kennen müssen. Meine Schilderungen sind wirklich war.


CUT

MANN 1: Ich kann es nicht erinnern, nur weiß ich, ich war zu tiefst verletzt, zu tiefst verzweifelt, kann mich erinnern von Mozart ein bestimmtes Stück gehört zu haben. Das hat dazu geführt, daß ich ein einziges Mal vielleicht ausgerastet bin.


CUT


MANN 1: Sie ist oft nicht nach Hause gekommen, hat auf Fragen ausweichend geantwortet. Diese Situation habe ich nicht verkraftet, habe im Zuge des Ausnahmezustandes Wutanfall gehabt.
MANN 2: Wurde verhaftet, habe Job verloren. Ein halbes Jahr später aufgrund Gutachten entlassen. Gelöbnis ihr sich nicht zu nähren.


CUT


( Männer vereinzelt, mit Pausen, alle verteilt im Raum, in Bewegung, eventuell chorografische Kontakt mit einzelnen Frauen. )


MANN 2: Insbesondere konnte ich erkennen, daß ihr Verhalten nur von Haß gegen meine Person geleitet wurde. Ich war durch diese Erkenntnis so schockiert, daß ich vorerst keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ich und sie wußten, daß ihre, bei Gericht beigebrachten Anschuldigungen zum Teil zu Unrecht bestehen und sie ihren unrechten Weg, den sie gegen mich eingeschlagen hatte, weiterverfolgen muß.


MANN 3: Deswegen mußte sie mich immer aufs Neue belasten und neue Anschuldigungen vorbringen.


MANN 1: Zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass mich Diana und ihre Mutter, die ebenfalls ihren Haß gegen mich versprühte, psychisch vernichten wollten.


MANN 2: Ich kam zu dem Schluß, wenn mir Diana und ihre Mutter jede weitere Zukunft verbauen wollen, daß ich da reagieren müsse.


MANN 1: Ich habe in Gedanken erwogen, Diana umzubringen, um von ihrem Haß befreit zu werden.


MANN 3: Als Tatwaffe sah ich in Gedanken eine Pistole vor mir und stellte mir das Bild vor, wie ich sie erschießen werde.


MANN 2: Von diesem Moment an, zog ich konkret in Erwägung, daß ich sie umbringen werde.


MANN 3: Und ich habe damit begonnen alle Vorbereitungen zu treffen,


MANN 1: damit ich dieses folglich einmal realisieren kann.


MANN 2: Ich machte mir Gedanken wie ich mir eine Waffe beschaffen könnte.


CUT

( rascheres Tempo, die Männer eng zusammen )
MANN 3: Generell ist zu sagen, daß ich Dianas Liebe wollte, nicht ihren Tod.


MANN 2: Ich habe kein Vermögen mehr, ich habe meinen ganzen Verdienst und mein Vermögen in Diana investiert.


MANN 1: Generell ist auch zu sagen, daß ich während der letzten beiden Wochen, insbesondere vor der Tat den Wunsch verspürte, Diana zu töten.


MANN 2: Ich diesen Wunsch aber stets nicht bewußt werden ließ.


MANN 3: Der Wunsch,begleitet von der Vision der Tat, daß ich Diana also mit einer Pistole niederstrecken würde, erschien mir als Befreiungsakt.


MANN 2: Eine seltsame Vorfreude erfasste mich, ein Gefühl, daß ich alsbald von einer mich erdrückenden Last befreit sein würde.


MANN 1: Melodien von Schlagern hörte ich innerlich.


CUT


(Männer bewegen sich in ein Off, schleichen sich heraus, sind dann noch über Mikro leise vernehmbar)


MANN 1: Ich weiß undeutlich, daß ich auf Diana geschossen habe, sehe ein verwaschenes Bild, wie sie auf dem Bürgersteig liegt, erkenne dabei aber nicht die geringste Verletzung oder gar Einschüsse. Einzelne Bilder kann ich lediglich vergegenwärtigen, wovon eines ist, daß ich den mir zu dem Zeitpunkt seltsam klingenden Knall der Pistole höre, allerdings nicht in einer Vielzahl…


MANN 3: ….so daß ich nicht weiß, wie oft ich gefeuert habe. Ich weiß nicht, wo ich örtlich die Schüsse auf Dianah abgegeben habe.


MANN 1: Diesen Mann zu verletzen war keine in irgendeiner Form geplante oder beabsichtigte Handlung. Ich wußte nicht, daß dieser Mann ein Kriminalbeamter war, wie mir später mitgeteilt wurde. Ich bedaure sehr,  jemanden verletzt zu haben, der sich in diese Angelegenheit einmischte, mit der Absicht zu helfen und Unheil zu verhüten.


MANN 2: Hatte Pistole eingesteckt. Hatte sie gesehen, bin auf sie zugelaufen, habe sie erschossen. Habe nicht wahrgenommen, sie war in Begleitung ihres Sohnes. Habe Diana leider tötlich getroffen. einen Polizeibeamten verletzt mit Messer.
( Zwei der Frauen fallen plötzlich zu Boden, sacken zusammen, ohne die Situation einer Tat nachzuspielen)
MANN 3: Ich habe am Freitag gegen 17.oo Uhr, meine frühere Lebensgefährtin Konstanina vor ihrem Wohnhaus in Wien, nachdem ich dort auf sie gelauert hatte, ·mit meiner Pistole, Marke FN, Kaliber 7,65 mm, erschossen.


MANN 2: Im Vordergrund meiner Tat stand Rache. Sie hat mich angezeigt und deswegen war ich eingesperrt. Sie hat auch meine Persönlichkeit zerstört.


MANN 1: Den Mann, der mich hindern und halten wollte, habe ich angeschossen und beim Handgemenge mit meinem Messer niedergestochen. Dieses Messer wurde mir bei meiner Verhaftung abgenommen.


CUT/ MUSIK/ BLENDE

Die 2. Beispiel-Zusammenstellung nimmt Bezug die Verhandlung, die 1985 in Wien stattfand, nachdem Winfried R. Konstantina Ulitsch auf offener Strasse erschossen hatte. 

ES WAR LIEBE

(…)

Stimme ( Verteidiger ) – Eine Beziehungstat. Sie hat ihn provoziert.
Stimme (Staatsanwalt ) – Ich beantrage Schuldspruch und schuldangemessene Strafe.
Stimme ( Verteidiger ) -Ich bitte um ein mildes Urteil.
Stimme (Angeklagter) – Ich schließe mich den Ausführungen meines Verteidigers an.

CUT

Stimme ( Geschworene) -Hat Winfried Ratajczak am l0. 2. 1984 in Wien sich in einer allgemein begreiflichen heftigen Gemütsbewegung dazu hinreißen lassen, Konstantina Ulitsch durch Abgabe von vier Schüsse zu töten?
Stimme ( Geschworene) – Eventualfrage entfällt.
Stimme ( Geschworene) – Bei der Strafbemessung ist mildernd: Stimme ( Geschworene) – das Geständnis des Angeklagten hinsichtlich des unerlaubten Waffenbeszitzes-
Stimme ( Geschworene) – sowie eine gewisse durch psychopathische und neurotische Züge geprägte Persönlichkeit des Angeklagten.
Stimme ( Geschworene) – Erschwerdend das Zusarnmentreffen eines Verbrechens und dreier Vergehen,
Stimme ( Geschworene) – die Begehung der Tat entgegen dem, dem Angeklagten auferlegten Verbot, Konstantina Ulitsch zu kontaktieren
Stimme ( Geschworene) – sowie die aus dem Tatablauf hervorgehende Massivität der Tat.
Stimme ( Geschworene) – Der Abgabe eines Kopfschusses aus maximal 10 cm Entfernung,
Stimme ( Geschworene) – die langfristige Überlegung der Tat.
Stimmen ( Geschworene) – Verbrechen des Mordes, Vergehen der schweren Körperverletzung, Vergehen des unerlaubten Waffenbesitzes

CUT

Stimme ( Kommentator) – Anwalt und Angeklagter flüstern intensiv.

CUT

Stimme ( Verteidiger)- Meine Damen und Herren, wie auch immer sie urteilen werden, ob auf Mord oder Totschlag, bedenken Sie, er hat den Menschen getötet, den er am meisten geliebt hat!


CUT
Stimme (Richter) – Hat Winfried Ratajczak am 10.2. 1984 in Wien, Konstantina Ulitsch durch Abgabe von 4 Schüssen vorsätzlich getötet?
Stimme ( Kommentator) – Sechs Geschworene stimmen mit Ja. Zwei Geschworene sind nicht überzeugt von einer Tötungsabsicht und stimmen mit nein.

CUT
(Klingel, Stille)

Stimme (Richter) – Winfried Ratajczak ist schuldig. Das Urteil ergeht auf 20 Jahre
Stimme ( Kommentator)- Auch ein Lebenslänglich wäre möglich gewesen?
Stimme (Richter) – Letzlich ist die verhängte Freiheitsstrafe schuldangepaßt und entspricht diese auch spezial sowie generalpräventiven Anforderungen.

CUT

Stimme ( Verteidiger)- Was man manchmal vor Gericht sagen muss.

CUT / BLENDE/MUSIK

(…)

Mord oder Totschlag?

 

Winfried Brenner wurde 1984 wegen Mordes in Wien zu 20 Jahren Haft verurteilt. Einen gewisssen Nachlass gab es trotzdem damals, man hätte auch ein tatsächliches Lebenslänglich verhängen können. Nicht alle Geschworenen waren überzeugt, dass er Konstantina Ulitsch absichtlich auf offener Strasse erschossen hatte. Andererseits waren die 20 Jahre für eine „Beziehungstat“ im Verhältnis zu sonstigen Verurteilungen doch ein relativ strenges Urteil.

2014, nach der Tötung meiner Cousine, bekam er wegen Totschlags die derzeit in der BRD höchstmögliche Strafe von 14 Jahren ( ein Jahr U-Haft angerechnet). Anschliessende Sicherungsverwahrung wird vom Gericht dringend angeraten. Der Anwalt der Nebenklage, Walter Lechner plädierte auf Mord. Die Kammer sah die Mordmerkmale nicht erfüllt. Man liess den Nachmittag vor der Tat im Diffusen und machte auf diese Weise doch ein Zugeständnis an die abgemilderte Tötungs-Version des Winfried B. ! Das Opfer Saskia Steltzer kann ja nicht mehr befragt werden.

Hätte es Möglichkeiten gegeben, ein Urteil wegen Mordes auszusprechen? Oder zumindest die Situation des Opfers vor der Tat zu würdigen? Bei genauerem Hinsehen durchaus. Ich habe mir erklären lassen, eine Würdigung des Opfers ist nicht Aufgabe des Prozesses, sondern nur die Aburteilung der Straftat. Und genau das ist es, was Wut und Trauer erzeugt. So wird das Opfer in gewisser Weise ignoriert und übergangen.

 

§ 211
Mord

 (1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. 
 (2) Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oderum eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,

§ 212
 Totschlag
 (1) Wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein, wird als Totschläger mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft. 
 (2) In besonders schweren Fällen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen. 


Da Winfried Brenner bereits als Winfried Ratajczak tötete und obwohl diese Tat weit zurück liegt, ist der Vergleich von Konstantina Ulitsch zu Saskia Steltzer klar: Er tötete diese Frauen, weil die Frauen sich trennen wollte. Er tötete, weil er für sich in Anspruch nahm, dass sowohl Konstantina 1984, als auch Saskia 2013, ihm gehören würden, sein Besitz seien. (Beiden gab er sinnigerweise den Namen Diana) Das zum Beispiel kann und darf man ja nicht anders als Habgier und somit als niedersten Beweggrund auslegen. Damit würde man dieses Verhalten, das sich ja in allen schrecklichen Variationen dauernd und überall wiederholt, als das benennen, was es wirklich ist: Mord.

Da hat sich das Gericht 2014 dann doch darum herum geschlichen. Aus Zeitersparnis, weil das Strafmass sowieso klar war, weil man sich nicht zu viel Mühe machen wollte, nochmal extra nachzuhaken?

Sie sollte sein Eigentum sein und bleiben. Er muss es direkt oder indirekt angekündigt haben. Es gibt dafür einen Zeugen, den Bruder von Winfried. Er hat das bei der Polizei zu Protokoll gegeben. Auch wenn er im Prozess nicht als Zeuge aussagen wollte, nichts mehr mit Winfried zu tun haben will. Wenn die Kammer gewollt hätte, hätte sie seine protokollierten Aussagen auf die eine oder andere Weise trotzdem auswerten können und müssen. Der Richter zitierte im Prozess kurz sogar daraus: Saskia habe am Telefon zum Bruder geäussert, dass sie Angst hätte zu sterben. Auch dass Winfried ein Messer habe und dass sie wisse, was er gemacht hat. Alles das bedeutet: Sie wurde von ihm bedroht, sie hatte Todesangst, er hat ihr eiskalt serviert, dass er bereits eine Frau getötet hatte, die sich trennen wollte.
Er war dazu bereit, die Grenze war duchbrochen, so weit war er und weil er diesen Schritt der eigenen Entlarvung bereits gegangen war, konnte er sowieso nicht mehr zurück.
In der Verhandlung machte er einen Ansatz zu einem Zugeständnis in Richtung Wahrheit: Er müsse zugeben, er hätte sie zum Schweigen bringen wollen, wegen eines drohenden Eklats. Das hat er miteinander verknüpft, die beiden Inhalte: Die Messserattacke und „zum Schweigen bringen.“ Niemand hakte bei dieser Aussage nach.
Es wurde quasi übergangen. Viele seiner Angaben, waren oft verschwurbelt und halbwahr. Aber an dieser Stelle steckte eine tatsächliche Wahrheit und Wirklichkeit dahinter. Warum hätte er das sonst so formuluiert, denn es war keine Schutzbehauptung mehr, keine Verdrehung.

Es blieb ihm, aus seiner Perspektive, keine andere Möglichkeit, als sie irgendwann zum Schweigen zu bringen. Denn er hatte sie in Geiselhaft genommen in der Wohnung, die Balkontür geschlossen. Er hat sie dann auch noch irgendwann mit dem Messer bedroht und gezwungen, sich auszuziehen, wie er das schon in anderen Beziehungen praktiziert hatte, er wollte sie mit dem Messer in der Hand zur Liebe zwingen. Sie schrie ihn an: „Hau, ab, lass mich in Ruhe!“ Sie wehrte das Messer ab. Sie befreite sie sich für einen Moment irgendwie und rannte nackt und in Todesangst und wahrscheinlich schon mit einer Stichverletzung, vielleicht hatte er sie beim Wegrennen mit dem Messer schon im Rücken erwischt, über den Wohnungsflur zur Tür auf den Treppenabsatz, schlug hinter sich die Tür zu, konnte vielleicht gar nicht mehr weiter und schrie: „Hilfe, ich sterbe jetzt!“, während er in dieser Sekunde bereits die Tür von innen aufriss und ihr rücklings mit aller Gewalt das Messer hineinschlug. Sie war gelähmt, ihr Rückenmark durchtrennt, sie sackte zusammen, er zog sie in die Wohnung und stach dann von vorn auf die am Boden Liegende ein. Das alles ist ein nicht wirklich nachprüfbares und doch sehr wahrscheinliches Szenario und von niedersten Beweggründen und seelischer Grausamkeit geleitet. Und schliesslich musste er mit seinem Gewaltakt auch die Straftat der versuchten Vergewaltigung und der Geiselnahme verdecken.

In der Urteilsbegründung, die -wie ich mir sagen liess- nur zu juristischen Zwecken dient, eine Revision auszuschliessen soll, hätte man zumindest einen Anklang dessen formulieren können, was anzunehmen ist.

Eine Begründung ist doch auch eine Hinterlassenschaft, ein Dokument
Sie ist nicht für die Öffentlichkeit und doch auch ein Teil Geschichtsschreibung, Niederlegung. Und dieses Dokument muss lügen, weglassen, um nicht anzweifelbar zu sein. Das ist -auch wenn Winfried B`s Verurteilung „fachgerecht“ war, bitter und traurig.

 

 

 

Daniil Charms: Nehmen Sie die Untersuchungspille!

 

„Gedichte schreiben muß man so, daß, wenn man das Gedicht gegen das Fenster wirft, das Glas zu Bruch geht.“

Daniil Charms.

 

am Sonntag , den 3.7. und am Mittwoch, den 6.7., jeweils um 19.00  im Rahmen des 10. inklusiven –GRENZGÄNGER-THEATERFESTIVAL : 

„Nehmen Sie die Untersuchungspille!“

(Ein Daniil Charms-Abend, den ich 2019/20 mit Mitgliedern des „Theaters Apropos“ erarbeitet habe)

AKTUALITÄT UND HISTORISCHER HINTERGRUND:                             In der aktuellen politischen Situation rücken die Texte und das Leben des Leningrader Künstlers Daniil Charms in ein scharfes Licht.

Putins aggressiver Machtanspruch nach aussen, seine diktatorische Willkür im Inneren des russischen Staates. Propagandalügen, Manipulationen, Verhaftungen oder gezielte Morde.

Vor 80 Jahren „verreckte“ -so muss man es sagen- Daniil Iwanowitsch Juwatschew, wie Charms mit vollem Namen hieß. Er schrieb dramatische und poetische Texte, war Mitglied einer experimentellen Theatertruppe, stand auch selber auf der Bühne. Ein Avantgardist aus den Leningrader Künstlerkreisen, so wie seine Bekannten Shostakovitsch oder Malewitsch. Einer, der sich keiner Ideologie oder verordneter Staatskunst anpassen wollte, der sich als Russe und Europäer sah, der der deutschen, französischen, russischen Literatur und Kunst verbunden war.  

Charms` Vater hatte als Anarchist gegen die Willkür des Zarenreiches gekämpft. Nach der Oktoberrevolution erfüllte sich nur kurze Zeit die Hoffnung auf ein neues freies Leben. In den 1930er Jahren wurde Charms -wie viele andere Künstler- vom stalinistischen System ins Abseits gestellt. 1939 erfolgte der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Ein Diktator überfiel den anderen und Hitlers Wehrmacht attackierte Leningrad, das frühere St. Petersburg. Die Stadt sollte auf Befehl des Führers mit Bomben und Blockade ausgehungert und vom Erdboden getilgt werden. Zweieinhalb Jahre lang ging das. Eine Million Menschen verhungerte.

Wladimir Putin kam dort ein paar Jahre später auf die Welt. Auch seine Familie war Terror und Tod ausgeliefert gewesen. Und jetzt dreht er selber die Gewaltspirale immer weiter.

Daniil Charms‘ künstlerische Offenheit, sein absurder Humor, sein literarischer Ideenreichtum zeichnen ihn bis heute aus. Er liefert ein Feuerwerk aus abgründigen Dialogen, grotesken oder poetischen Geschichten, berührenden Tagebucheinträgen. Die Schikanen des Systems zeigen darin ihre Fratze. Charms versucht seine verzweifelten Späße darüber zu machen, will die Gespenster zu verjagen.

„Ein überaus kluger Mensch ging in einen Wald und verirrte sich darin“, schreibt Charms fast beiläufig. Die Charakterzüge dieses eigenwilligen Autors, bei dem Kunst und Leben sich nicht voneinander trennen lassen, seine Lebenslust und Lebensangst, sein Spaß an Verstellung und Satire werden vom Ensemble auf sehr persönliche Weise wiedergegeben.

kurzer Trailer:

 

Kritiken der Tageszeitungen:

 

 

Daniil Charms, Biografisches:

Unter diesem link finden sich ausführliche Infos zu seinem Leben und Werk: https://umsu.de/charms/texte/indexl.htm

ebenso bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Daniil_Charms

Zeitgeschehen:

Gulag
https://www.youtube.com/watch?v=nZCpbSQeXT4

Stalin, Der Mythos – YouTube

https://www.google.com/search?client=firefox-b-e&q=Stalin+Der+Mythos+-+YouTube

Theater Apropos                                                                                                           Seit einigen Jahren ist im Tams-Theater- in Zusammenarbeit mit dem Verein „Ariadne“- die inclusive Theater-Truppe „Theater Apropos“ beheimatet. Infos zu Theater Apropos und Ariadne

 

Projekte mit Kindern in Unterkünften für Geflüchtete

„Salam“

Musik- Theater Projekt mit Kindern und Jugendlichen der Nachfolgeeinrichtung der Unterkunft Richard-Strauß-Straße

Besonders die Kinder und Jugendlichen zeigen sich entweder überdreht und voller unsteter Energie oder teilnahmslos, da sie mangels Alternativen kaum bis wenig die Unterkunft verlassen .

Da soll nun das Projekt ansetzen und zumindest für eine bestimmte Zeit und in einer gewissen Regelmäßigkeit kreative   Beschäftigungsmöglichkeiten bieten, als auch auf diese Weise soziale Kontakte und Bindungen erweitern und ermöglichen.

Zunächst wird erst einmal ein offenes Angebot gestartet mit Musik/ Theater / Bewegung / Video – Möglichkeiten mit einer ergebnisoffenen Abschlusspräsentation Anfang September.

(Wobei es insgesamt nicht in erster Linie um die „Show“ geht, sondern um die spielerischen und kreativen Erfahrungen und den sozialen Kontakt an sich.)

Die Themen und Formen sollen aus der Gruppe heraus gefunden werden.Damit werden sich didaktische, integrative und persönlichkeitsstärkende Effekte, sozusagen „nebenbei“ ergeben. Die Teilnehmer sollen zum Beispiel auch umgekehrt den Mitarbeitern etwas „beibringen“ aus ihrer speziellen Kultur, Musik und Sprache. Und eigenes Erleben aus ihrem Alltag versuchen “ auf deutsch“ mitzuteilen, daraus wieder eine spielerische Sequenz entwickeln etc.

Team

Das “ Team “ setzt sich aus verschiedenen Mitarbeitern zusammen, die entweder gemeinsam oder parallel bzw. je nach Bedarf abwechselnd agieren.

Im Projekt-Team sind Musiker der Gruppe“ Jisr“ vertreten, die ja ohnehin vor Ort anwesend sind und viele Kontakte dort unter arabisch-syrischen Bewohnern haben. Um auch die anderen Ethnien miteinzubinden, wird nach weiteren “ Mittlern“ gesucht werden.

Ebenfalls aus der Gruppe „Jisr“, kommt deren Namensgeber Mohcine Ramdan Ait , der hauptberuflich als Dozent für Deutsch als Fremdsprache an der LMU tätig ist und so seine Erfahrungen als „Dolmetscher“ und Kulturkreis -Vermittler miteinbringen kann.

Das musikalisch- pädagogische Team wird noch ergänzt durch Mitglieder der Münchner Formation “ Express- Brass-Band .

Aus dem Bereich der darstellenden Künste kommt der Tänzer und Choreograf Josef Eder, der in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zahlreiche internationale Erfahrungen hat.

Aus dem Theaterbereich begleitet die Schauspielerin Isabel Kott das Projekt.

BR-Sendung: „Syrer in München, zwei Geschichten vom Ankommen und Fremdbleiben“

 

Meine Sendung über ein paar unserer syrischen Freunde  „Syrer in München, zwei Geschichten vom Ankommen und Fremdbleiben“, wurde im Oktober 2017   in  Bayern2 Radio  gesendet.

Wer den ersten Teil verpasst hat oder keine Zeit hat,  kann die Sendung auch als podcast nachhören.

hier der link zu den Sendungsseiten:

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/land-und-leute/syrer-in-muenchen-teil-1-und-2-dabinnus100.html

 

Kinder-Theater-Kreativ-Projekt

 

Das Projekt wurde mit Unterstützung der Kulturreferates unter dem Namen „Circus Bu I Ma Mo Ni“ in der Flüchtlingsunterkunft Schertlinstraße realisiert, im Raum der dortigen Kinderbetreuung und auch in Zusammenarbeit mit den zuständigen Kinderbetreuern .

Im Team waren Marja Burchard, Isabel Kott, Neil Vaggers, Mohcine Ait Ramdan und Burchard Dabinnus.

Von cirka 100 dort untergebrachten Kindern kamen circa 10- 20 regelmäßig in die Betreuung und somit auch zu den von uns angebotenen regelmäßigen Terminen. Allerdings war es schwierig, wirklich eine gemeinsame Anfangszeit zu finden, man musste sich immer darauf einrichten, dass entweder Kinder noch dazu kamen oder auch manchmal früher wegmussten oder abgeholt wurden. Trotzdem war es möglich immer mehr Kinder Schritt für Schritt regelmäßig einzubinden und persönlich anzusprechen, ihre Begeisterung und ihre Fähigkeiten zu fördern.

Wir haben aufgrund größerer Alters und Entwicklungsunterschiede dann eine Einteilung in zwei Altersgruppen vorgenommen. Denn neben Kindern im Vorschulalter , tauchten auch 12 bis 15 Jährige ab und dann auf, die man dann mit assistierenden Aufgaben integrieren konnte (Kameraaufnahmen, Hilfestellungen, Ansagen etc. )

Vom Team wurden mit Hilfe von Musikinstrumenten, Requisiten etc. bestimmte sich wiederholenden Elemente und Abläufe vorbereitet : Lieder, Verkleidungen, Kontakt-Spiele, Clownerien, Jonglage, Schmincken, kurze Diaologe und Sprachspiele. Diese wurden dann in Variationen wiederholt und um andere Elemente erweitert.

Nach anfänglicher Schüchternheit, fingen die Kinder mit der Zeit schließlich von selber an sich zu verkleiden, sich Musikinstrumente umzuhängen und sozusagen das nachzuahmen, was wir vorher „vorgeführt“ hatten.Sie „übernahmen“ – für einige Minuten – in Eigeninitiative die Show, was ja auch beabsichtigt war.

Das führte mitunter natürlich auch zu handfesten Streitereien unter den Kindern um Requisiten und Percussioninstrumente, da die Kinder auch oft in Konkurrenz zueinander standen , sich sehr schwer dabei taten, etwas abzugeben, zu teilen.

Eine große Unruhe aber auch sehr viel Motivation war bei vielen spürbar. Einzelne Kinder kamen zwar dazu, blieben aber vollkommen passiv und waren nicht oder nur sehr schwer zur aktiven Teilnahme zu motivieren.

Je nach Herkunft war untereinander ein ( von den Eltern „mitgebeneber“) kindlicher „Rassimus „ vorhanden . Wenn z.B. in die Gruppe mit syrischen, irakischen, afghanischen Kindern schwarze Kinder hineinkamen, war es notwendig diese besonders zu integrieren, in Zusammenarbeit mit den beiden Kinderbetreuern vor Ort .

Eine Abschlussvorführung war schwierig zu organisieren, da ja immer nur ein Teil der Kinder wirklich regelmäßig anwesend waren und nur wenige Eltern zum Zuschauen vorbeikamen. Wir werden auf alle Fälle versuchen das Projekt in der einen oder anderen Form wiederaufzunehmen, fortzusetzen. Eine gemeinsame Excursion konnte aufgrund der unklaren Verantwortungs und Betreuungslage leider nicht stattfinden.

„Mit der Zeit werden wir fertig“

 

Mit_der_Zeit_werden_wir_fertig

(Plakatgestaltung : Arno Friedrich)

Konzept  und  Regie :  Burchard  Dabinnus
mit  Peter Albers , Arno  Friedrich , Ilena Gwisdella , Katrin Bahr
gefördert  durch das Kulturreferat  München

Premiere :  25.Sept. 2011

Videoauschnitte:   

http://vimeo.com/81436646

Warum schüttet Herr Penzel im  Heim  immer Katzenfutter in den Tee und  benützt  sein Brillenetui  als i- phone und  wo  sind seine Facebookfreunde alle geblieben ?
Antworten auf all diese Fragen werden nicht oder nur unzureichend gegeben .
Vor  dem ernsten Hintergrund  des  Alt- werdens spielt sich eine Collage von  Momentaufnahmen   ab , werden die Besucher im Warteraum eingesponnten.  Wie beim Blick durch  ein Kaleidoskop  wird ruckartig der  Lebensfilm hin und  hergespult , wechseln sich berührende Momente mit  komischen und  traumatischen Bilderfolgen und literarischen als auch dokumentarischen Texten ab.
König  Lear geht mit  einer  singenden Fee  spazieren .
Die Stimmen Helmut  Stanges und Heidy Forsters rezitieren die jugendlichen  Liebhaber  Ferdinand und Luise aus  Kabale und  Liebe
Die  Pfleger suchen verzweifelt  Herrn  Penzel von Station 3 . Ein alter Mann glaubt , daß  seine Hinrichtung bevorsteht .
großmama bilder 142
Hervorgegangen aus  einer Performance im  Rahmen  der  „Westendstudios 10“  beschäftigt sich  das  Projekt „mit der Zeit werden wir fertig“mit  dem Umgang mit der Alterspyramide :
In einer zunehmenden  Single  und Selbstverwirklichungsgesellschaft  tauchen immer mehr Fragen über den Umgang mit den Menschen  auf, die nicht  zu den „golden oldies“ gehören oder gehören  werden und  in die Zukunft gedacht sind das auch Fragen, die den gesellschaftlichen  und privaten  Umgang mit uns selbst betreffen.
Wie  ist  denn  das  später im  Heim , darf man nochmal „born to be wild“ hören oder hat man die Selbstmordoption zu wählen ?

Das Feuilleton der AZ schrieb :

scan AZ Kritik

TEXT AB-Schnitt aus dem Projekt „mit der Zeit werden wir fertig“(2011), das aus der Wohnungsperformance „die Teestunde“ entwickelt  wurde

 

„Reste von gestern“

Grafik: Wolfgang Gebhardt (www.wasundwiefuerwen.de)

Phillip Hasselbach, einer der führenden Persönlichkeiten der süddeutschen rechten Szene, spazierte amMünchner Hauptbahnhof vor dem Bereich herum, in dem die Flüchtlinge versorgt wurden und unterhielt sich scheinbar ganz normal als „kritischer Bürger“ mit anderen Passanten unter dem Motto: „Ich helfe den Syrern gerne- in ihrem eigenen Land“. Schließlich stellte er die Frage : „Wollen Sie, daß die Deutschen aussterben ?“

In ihrer Theater-Performance »Reste von Gestern« befassen sich Burchard Dabinnus und sein Team mit Ausgrenzung und Rassismus in seinen vielen Erscheinungsformen, nicht nur am „schmutzigen“ Rand sondern eben auch in der sogenannten »Mitte« der Gesellschaft. Das ist in mancher Hinsicht auch skuril und absurd.

Konzept/Regie
Burchard Dabinnus

mit
Katja Amberger
Isabel Kott
Helmut Dauner
Arno Friedrich

mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferates der Lhst München

Premiere am15./16./17 Oktober um 20.15 Uhr im 5. Stock in der Raintalerstraße

Radiobeitrag FM 94,5:

Ausschnitte Premierenfassung, September 2015:

 

Da die Resonanz auf unsere Vorstellungen in der Raintalerstraße im September/ Oktober 2015 sehr postiv war, konnten  wir mit Unterstützung des Kulturreferates drei Zusatzvorstellungen in einer Wohnung in der Römerstraße  anbieten, am 29./30./31. Januar 2016.

am 5. Feb und 11.März  im „Hoffmannkeller“ des Stadttheaters Augsburg

am 27. Feb  2016  in Axel Tangerding`s „Meta-Theater“

am 4. und 5. März in einer Privatwohnung in Regensburg 

Vollständige Kritiken/Presse unter:

www.restevongestern.wordpress.com

https://restevongestern.wordpress.com/kritiken/

bzw. unter: Projekte: Presse/Video/Audio

 

Aktualisierung 2017

Der Schluss am Anfang: Ehab Abou Fakher und Abathar Kmash spielen am Schluss der Performance https://www.youtube.com/watch?v=1NQSxv-aB94&list=UUqBEdCMsOrj38ZLIGVRNvvw&index=5

Die vom Kulturreferat der Lhst München  unterstützte Aktualisierung war  2017 im „Schauraum 1899“ von Ilse Neubauer , am Gollierplatz  und im Foyer des „HochX“ zu sehen.

Die „Reste von gestern“ werden inzwischen allerorts nicht mehr nur aufgewärmt sondern aufgekocht:   Die Grenzen sind im Namen der „freien Meinungsäußerung“ schon lange weit überschritten denn offene Hassbotschaften als auch physische Angriffe und Attacken scheinen dadurch gerechtfertigt.

Seit dem „Ansturm der Vielen“ vor über einem Jahr, hat sich Europa fast vollständig abgeschottet, die griechischen Inseln sind überfüllt und das Mittelmeer inzwischen ein Massengrab.

Der IS hat leider sein Schlachtfeld zweifellos nach Mitteleuropa ausgeweitet und Islam und Terrorverdacht werden auf eine Stufe gestellt. Und Populisten, „Patrioten“ und „besorgte Bürger“ haben Anhänger aus verschiedensten Kreisen und politischen Richtungen dazugewonnen. Begriffe wie „Islamisierung“ oder „Umvolkung“ gehören in den sozialen  Medien zu den sprachlichen Standards.

Trotz allem ist nach wie vor die Toleranz und Hilfsbereitschaft bei vielen Bürgern noch relativ groß. Aber das Eis ist dünn.

Unwille ebenso wie Verunsicherung machen sich in einer sehr undurchsichtigen Melange aus Meinungen und „Wahrheiten“. bemerkbar . Selbst gerade noch „weltoffene“ und tolerante Menschen sind skeptischer geworden, denn fast im Wochentakt werden ja „Terrorverdächtige“ vermutet oder Anschlagspläne aufgedeckt und: „was uns das alles kostet !“

Und wenn dann auch tatsächlich der Punkt kommt, an dem man selber einen Teil Wohlstand, Wohnfläche oder Arbeitsplätze abgeben müßte,  ist  dann nicht doch der Hilfsbereitschaft genug getan, ist man sich dann erstmal nicht selbst der Nächste?

Einige derer, die 2015 am Münchner Hauptbahnhof anfluteten, sind inzwischen tatsächlich gute Freunde geworden, haben die Möglichkeit in Privaträume umzuziehen. Wenn man allerdings eine solche Unterkunft öfter besucht hat, weiß man, dass nicht alle dort diese Chance haben werden.

Die gesellschaftliche Zerreißprobe muß trotzdem bestanden werden, aber wie genau ?

Diese Aspekte will die aktualisierte „Reste von gestern“ –Performance noch stärker focussieren und die Verstecke von raschen Urteilen und Vorurteilen und der  Beeinflußbarkeit von Meinungen  austesten.

Eine Spiel- Locations im Münchner Westend ist nur zweihundert Meter von dem Ort entfernt, an dem der NSU den Griechen Theodoros Boulgarides in seinem Laden erschoss. Somit schließt sich hier auch örtlich gesehen ein Kreis zu den „Resten von gestern“. Diesmal sind dann auch tatsächlich neue Mitbürger aus Syrien mit dabei ( Ehab Abou Fakher und Abathar Kmash, die zusammen mit Mohcine Ait Ramdan die Musikformation „Jisr“- die Brücke, gebildet hatten).

„Reste von gestern“ entstand aus einer Wohnungs-Performance im Rahmen der „westend-studios“ 2014