„Flüsterzettel-Solo“

 

 

„Flüsterzettel-Solo“ ( Premiere Juni 2020 im HochX-Theater)

 Der gestreamte Videomitschnitt  des Solos  ( in einer Veranstaltung der ev. Kirche Herrsching in  Zus.arbeit m.d. ev. Akademie Tutzing)    Audiospur   aus dem Solo

 

INHALT: In den Zettelbotschaften, die sich  meine Eltern in der  Anfangszeit ihrer Beziehung schrieben -im Büro des BND in den 1950er Jahren- klingen zwischen den Zeilen, zwischen Liebessehnsucht, Alltagsbewältigung und Interna des Bürolebens auch alle Widersprüchlichkeiten der Zeitgeschichte an.
Diese Fragezeichen und Leerstellen greife ich  mit meinem „Flüsterzettel-Solo-Programm” auf. ( Eigentlich hätte eine Wiederaufnahme des Flüsterzettelabends gespielt werden sollen, so wurde durch Corona ein neues Format daraus. Das wechselte von „Flüsterzettel-Solo“ über „Zeitreise“ bis zu „Zeit-Reste“ ein paarmal den Titel  da sich auch die inhaltichen Schwerpunkte weiterentwickelten und entwickeln)

Ich wage als “Nachgeborener” eine sehr persönliche Zeitreise: Ich konfrontiere mich mit meinen eigenen bewussten und unbewussten Wahrnehmungen; in den 1960er und 70er Jahren, in meiner Familie und in meiner Umgebung:
Die “Reste von Gestern”, die Sickerspuren der Geschichte. Worüber gesprochen wurde und worüber geschwiegen werden musste.
“Du sollst nicht lügen” hieß es und doch musste ja gelogen werden. “Du sollst nicht töten” und doch war ja getötet worden, das Kind fragt lieber nicht danach.
Eines Tages stehe ich als Schüler am Bahnhof Herrsching und verteile Flugblätter: ”Freiheit für Rudolf Hess”, steht darauf. Ein Schulfreund hatte mich darum gebeten. Ich selbst wußte nichts von Rudolf Hess. Ein paar Jahre später nimmt mich als Jugendlicher eine Top Spionin der HVA, die in der Abteilung seines Vaters beim BND arbeitet, auf einen Skiausflug mit.  Und es gab ja auch noch den geliebten Kinder-Grossvater, den Oberst a.D. Filzinger, Artilleriekommandeur und im Einsatz bis weit in die Ukraine.

Und sehr viel später taucht plötzlich der Enkel einer jüdischen Familie aus dem früheren Ostpreußen auf und stellt Fragen zu seinen Grosseltern, die mit Familie Dabinnus vor dem Krieg eng befreundet waren.

Dafür habe ich Recherchen gemacht und Interviews geführt, die in Ausschnitten auch Teil des Programms sind.
Und es wird bei dieser “Rückschau” rasch klar, wie aktuell manche Themen und Fragen immer noch sind, beziehungsweise wie die “Reste von gestern” leider in unserem heutigen Leben wieder zu neuer Blüte kommen.

Von und mit Burchard Dabinnus
Raum: Marlene Rösch