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„Reste von gestern“

Grafik: Wolfgang Gebhardt (www.wasundwiefuerwen.de)

Phillip Hasselbach, einer der führenden Persönlichkeiten der süddeutschen rechten Szene, spazierte amMünchner Hauptbahnhof vor dem Bereich herum, in dem die Flüchtlinge versorgt wurden und unterhielt sich scheinbar ganz normal als „kritischer Bürger“ mit anderen Passanten unter dem Motto: „Ich helfe den Syrern gerne- in ihrem eigenen Land“. Schließlich stellte er die Frage : „Wollen Sie, daß die Deutschen aussterben ?“

In ihrer Theater-Performance »Reste von Gestern« befassen sich Burchard Dabinnus und sein Team mit Ausgrenzung und Rassismus in seinen vielen Erscheinungsformen, nicht nur am „schmutzigen“ Rand sondern eben auch in der sogenannten »Mitte« der Gesellschaft. Das ist in mancher Hinsicht auch skuril und absurd.

Konzept/Regie
Burchard Dabinnus

mit
Katja Amberger
Isabel Kott
Helmut Dauner
Arno Friedrich

mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferates der Lhst München

Premiere am15./16./17 Oktober um 20.15 Uhr im 5. Stock in der Raintalerstraße

Radiobeitrag FM 94,5:

Ausschnitte Premierenfassung, September 2015:

 

Da die Resonanz auf unsere Vorstellungen in der Raintalerstraße im September/ Oktober 2015 sehr postiv war, konnten  wir mit Unterstützung des Kulturreferates drei Zusatzvorstellungen in einer Wohnung in der Römerstraße  anbieten, am 29./30./31. Januar 2016.

am 5. Feb und 11.März  im „Hoffmannkeller“ des Stadttheaters Augsburg

am 27. Feb  2016  in Axel Tangerding`s „Meta-Theater“

am 4. und 5. März in einer Privatwohnung in Regensburg 

Vollständige Kritiken/Presse unter:

www.restevongestern.wordpress.com

https://restevongestern.wordpress.com/kritiken/

bzw. unter: Projekte: Presse/Video/Audio

 

Aktualisierung 2017

Der Schluss am Anfang: Ehab Abou Fakher und Abathar Kmash spielen am Schluss der Performance https://www.youtube.com/watch?v=1NQSxv-aB94&list=UUqBEdCMsOrj38ZLIGVRNvvw&index=5

Die vom Kulturreferat der Lhst München  unterstützte Aktualisierung war  2017 im „Schauraum 1899“ von Ilse Neubauer , am Gollierplatz  und im Foyer des „HochX“ zu sehen.

Die „Reste von gestern“ werden inzwischen allerorts nicht mehr nur aufgewärmt sondern aufgekocht:   Die Grenzen sind im Namen der „freien Meinungsäußerung“ schon lange weit überschritten denn offene Hassbotschaften als auch physische Angriffe und Attacken scheinen dadurch gerechtfertigt.

Seit dem „Ansturm der Vielen“ vor über einem Jahr, hat sich Europa fast vollständig abgeschottet, die griechischen Inseln sind überfüllt und das Mittelmeer inzwischen ein Massengrab.

Der IS hat leider sein Schlachtfeld zweifellos nach Mitteleuropa ausgeweitet und Islam und Terrorverdacht werden auf eine Stufe gestellt. Und Populisten, „Patrioten“ und „besorgte Bürger“ haben Anhänger aus verschiedensten Kreisen und politischen Richtungen dazugewonnen. Begriffe wie „Islamisierung“ oder „Umvolkung“ gehören in den sozialen  Medien zu den sprachlichen Standards.

Trotz allem ist nach wie vor die Toleranz und Hilfsbereitschaft bei vielen Bürgern noch relativ groß. Aber das Eis ist dünn.

Unwille ebenso wie Verunsicherung machen sich in einer sehr undurchsichtigen Melange aus Meinungen und „Wahrheiten“. bemerkbar . Selbst gerade noch „weltoffene“ und tolerante Menschen sind skeptischer geworden, denn fast im Wochentakt werden ja „Terrorverdächtige“ vermutet oder Anschlagspläne aufgedeckt und: „was uns das alles kostet !“

Und wenn dann auch tatsächlich der Punkt kommt, an dem man selber einen Teil Wohlstand, Wohnfläche oder Arbeitsplätze abgeben müßte,  ist  dann nicht doch der Hilfsbereitschaft genug getan, ist man sich dann erstmal nicht selbst der Nächste?

Einige derer, die 2015 am Münchner Hauptbahnhof anfluteten, sind inzwischen tatsächlich gute Freunde geworden, haben die Möglichkeit in Privaträume umzuziehen. Wenn man allerdings eine solche Unterkunft öfter besucht hat, weiß man, dass nicht alle dort diese Chance haben werden.

Die gesellschaftliche Zerreißprobe muß trotzdem bestanden werden, aber wie genau ?

Diese Aspekte will die aktualisierte „Reste von gestern“ –Performance noch stärker focussieren und die Verstecke von raschen Urteilen und Vorurteilen und der  Beeinflußbarkeit von Meinungen  austesten.

Eine Spiel- Locations im Münchner Westend ist nur zweihundert Meter von dem Ort entfernt, an dem der NSU den Griechen Theodoros Boulgarides in seinem Laden erschoss. Somit schließt sich hier auch örtlich gesehen ein Kreis zu den „Resten von gestern“. Diesmal sind dann auch tatsächlich neue Mitbürger aus Syrien mit dabei ( Ehab Abou Fakher und Abathar Kmash, die zusammen mit Mohcine Ait Ramdan die Musikformation „Jisr“- die Brücke, gebildet hatten).

„Reste von gestern“ entstand aus einer Wohnungs-Performance im Rahmen der „westend-studios“ 2014