Die Mühlengeschichte, Theaterfassung im Oktober 23

Alle Aufführungs und Probenfotos: Franz Kimmel

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WORUM ES GEHT:

Die 1930er-Jahre in den früheren Ostgebieten Deutschlands: NS-Gauleiter Koch will die große Mühlenanlage der jüdischen Familie Meyer „arisieren“. Familie Meyer wehrt sich lange gegen Boykott und Terror. Schließlich übernimmt ein neuer Inhaber die Mühlenwerke: Gutsbesitzer Georg Dabinnus. Familiengeschichten und Dokumente geben Raum für Spekulationen.  Mühlen-Inhaber Hans Joseph Meyer und Georg Dabinnus waren befreundet. Aber war nicht ein Dabinnus-Verwandter im Dienst des Gauleiters Spezialist für Arisierungen, der „Manager des Teufels“. Das Ehepaar Meyer wird nach Auschwitz deportiert. Auch viele andere Familienmitglieder werden umgebracht.
Zum Auftakt des Theaterprojektes „Die Mühlengeschichte“ kamen im Februar nachgeborene „Familienvertreter“ der Meyers und Dabinnus‘ im Theater HochX zusammen. Diese Geschichte beschäftigt beide Familien bis heute. Aus verschiedenen Blickwinkeln. Trotz guten Willens lauern im Schatten des Holocaust Verstrickungen, Abgründe und auch Fragen an uns selbst, wenn die alten Gespensterfratzen  in den sozialen Medien und analog wieder Haß und Hetze verbreiten.

VORARBEIT:

Aus einer Vielzahl von Briefen, Gerichtsakten, privaten Aufzeichnungen, Fotos und Archivdokumenten wurde fragmentarisches Spielmaterial  entwickelt.

PROBENARBEIT:

In den Probenphasen wurde das Material dann szenisch getestet. Wie man überhaupt schauspielerisch damit umgehen kann, ohne daß es „nur“ eine Art Lesung wird. Und auf der anderen Seite kann man es auch nicht einfach „spielen“, denn es gibt auch nur wenige „Szenen“. Also mußten wir eine eigene Art von „dramatisch-dramaturgischer“ Kombination von Textausschnitten herausfinden, in der in einer an sich irrealen Zeit und Raumgestaltung einzelne Textabschnitte miteinander in ein Gespräch kommen, in Konflikte und Fragen kommen.  So wurde  blockweise dann eine Textfassung weiterentwickelt.

In der Probenarbeit war es nicht einfach, eine gemeinsame Spielhaltung herauszuarbeiten,  den Blick von heute auf gestern. Kritisch, aber auch nicht vorschnell  urteilend. Immer im Kopf zu haben, wer wir selber gewesen wären. hätten sein können, uns verhalten hätten

.

Den Fragestellungen an die Geschichte und die Puzzlestücke mitsamt allen Spekulationen, Raum zu geben.  Und gleichzeitig die auf der Bühne vorgestellten Personen, mit ihren wenigen überlieferten „O-Tönen“, nur Skizzen von Personen aus der Vergangenheit, lebendig werden zu lassen.

RAUMGESTALTUNG:

Die Bühne- sozusagen ein begehbares und veränderbares Fotoalbum-  wurde zusammen mit Marlene Rösch entwickelt (Bühnen und Kostümbildstudium an der Akademie der bildenden Künste in München).

Die Foto- Elemente, vergrößert und auf Pappkarton aufgezogen, sollten neben den Schauspielern eine eigene Bilder-Landschaft ergeben.  In den Abschnitten des Abends werden einzelne Elemente auch zu Protagonisten und  werden im  Spiel Ordnungen der Fotoelemente gebildet.  Die  Fotos sind auch Stellvertreter: Der Zuschauer kann sich in ein Porträt vertiefen, während er einen Text über diese Person oder ein Zitat von dieser Person  hört.

Alle Aufführungs und Probenfotos: Franz Kimmel