„Gibt es da Menschen, die sich gegenseitig zuhören?“ ( Zitat aus Gespräch mit Sabeth Wallenborn-Honigmann)
Die Lage in Nahost- dynamisch und mit schwer abzuschätzenden Folgen. Wie sich das auf unsere Gesellschaft hier und das Zusammenleben auswirkt? Irsraelbezogene Übergriffe und Hetze und gesellschaftliche Frontenbildung sind das neue Normal. Der Bericht für 2024 der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) ist gerade erschienen.
Bisher habe ich eine begrenzte Anzahl von Interviews mit Personen durchgeführt, die jeweils sehr verschiedene Hintergründe haben. Aus dem deutsch-israelisch-jüdischen Kontext, aus einem Personenkreis mit internationalen Bezug und aus einem Kreis mit migrantischem Bezug zu arabischen Staaten. Bewußt keine Umfrage, sondern Stichproben aus der näheren oder etwas weiter gefassteren privaten Umgebung.
Aus den Unterhaltungen -manche als Audio aufgezeichnet- bildet sich ein großes Spektrum an Meinungen, Auffassungen, Beobachtungen Ansichten, Hoffnungen, Ängsten, Forderungen, sehr persönlichen Bezügen ab. Es ergaben sich auch sehr extreme und herausfordernde Positionen, was das Thema direkten oder versteckten israelbezogenen Antisemitismus anbelangt (Stichwort: Der Kolonialstaat Israel dürfte so gar nicht existieren), was mich bei manchen Menschen, die ich eigentlich mag und schätze doch erschüttert hat. Ich habe aber über dieses Konflikt- Thema mit manchen Menschen auch nie gesprochen. Sei es, weil es andere Themen gab, man grundsätzlich politische Themen vermieden, weil man schon ins Hintergrund etwas vermutete oder aus naiven Annahmen heraus. Obwohl ich bisher noch gar nicht soviel Interviews geführt habe, zeigt sich deutliche Gruppenbildung, selektive Wahrnehmung, der Einfluß aller möglichen sozialen Medien und die krasse Wiederkehr von alten Verschwörungslegenden. Oder wie ein junger Mann in einem Gespräch über seine sozialen Kontakte meinte: „Alles ist ok, solange, du nicht sagst, daß du Jude bist.“
Für Fragen und für Checks konnte ein „Beirat“ gewonnen werden: Terry Swartzberg von „Jews for society“ und die Journalistin und Publizistin Eva Haller.
Im Rahmen der Stadtteilveranstaltug „Open Westend“ im April habe ich dann eine Folge von halbstündigen Veranstaltungen in der eigenen Wohnung für interessiertes Laufpublikum durchgeführt. Das beinhaltete ein gewisses Risiko.
Zum Glück liefen diese Wohnzimmer-Sessions dann doch ohne Störungen ab. Der Besuch war unterschiedlich und sehr gemischt: Junge bis ältere Leute, größtenteils interessierte Personen, die mit der Problematik bewusst umgehen. Auch Personen, die sich selber auf dem Feld engagieren. Ich habe meine Vorgehensweise vorgestellt und beispielhafte Zitate aus den bisherigen Interviews vorgelesen, die ich collagiert und verdichtet hatte zu einer Art „Diskussion“ von Menschen, die in Wirklichkeit nicht miteinander gesprochen haben, unter Umständen dies auch nicht tun würden.
Bei einigen anschließenden Gesprächen mit Besucher*innen ergaben sich oft noch weitere Aspekte und auch Fragen oder Kritik, die ich dann in die nächste Session mit eingearbeitet habe. Historische Hintergründe und Stationen der Münchener Stadtgeschichte im Zusammenhang mit Antisemitismus und Rassismus werden weiter recherchiert sollen dann in weitere Projektschritte einfließen .
Auf alle Fälle werden die Interviews in einer neuen Serie fortgesetzt dann auch mit Hilfe analysiert und eine Form der Präsentation überlegt.