Der Mörder und meine Cousine

Seit der Veröffentlichung unseres Podcasts https://www.br.de/mediathek/podcast/der-moerder-und-meine-cousine/833          haben wir sehr viel positive Resonanz darauf bekommen. Das macht leider keine der Taten ungeschehen und verhindert keine neuen, aber zumindest ist es ein Schritt, dieses Thema einem breiteren Publikum eindrücklich zu machen.

Fast parallel zu „Der Mörder und meine Cousine“ erfolgte die Ausstrahlung einiger absolut hörens- bzw. sehenswerter Radio und TV Beiträge zu dem Thema Femizid und Gewalt gegen Frauen: Weitere Beiträge zum Thema

Bei der Arbeit am Podcast sind auch viele neue Fragen entstanden, die im Podcast nur teilweise oder gar nicht bearbeitet werden konnten, zum Beispiel die Frage, warum Winfried B. 2014 „nur“ wegen Totschlags verurteilt wurde und was dabei vielleicht anders hätte laufen können oder müssen: Mord oder Totschlag?

Es waren sehr viele Inhalte und Geschichten zu erzählen, Themen anzusprechen und zur Diskussion zu stellen. Es hätte auch die doppelte Anzahl von Folgen geschrieben werden können. Eine Frage, die von verschiedenen Hörern gestellt wurde: Wie hat sich eigentlich der Täter Winfried B. dazu geäussert? Und was davon ist Lüge oder Wahrheit ? Für den Podcast wollte er nicht mit uns sprechen, jedoch im Gerichtssaal 2014 habe ich eine Mitschrift gemacht und es gibt auch Aussagen aus anderen Akten, Protokollen etc. Natürlich sind alle diese Einlassungen Versuche der Selbstdarstellung und Tatsachenverdrehung und nur selten ist da eine ehrliche Aussage dabei oder eine tatsächliche Selbsterkenntnis. Ich habe versucht exemplarisch einige seiner Aussagen zu einzuordnen.

Derzeit arbeite ich, ermöglicht durch ein Recherche-Stipendium des Kulturreferates der Lhst München, an einem Theater-Text unter dem Titel:  “Weil du mir gehörst”   (link zu Beispieltexten) 

Dieser Text soll dann Grundlage für das Projekt „LICENSE TO KILL-EIN GESELLSCHAFTSSPIEL“ werden. In dieser Arbeit geht es  darum die Gerichts-Protokolle, Interviews, Gutachten und Aussagen neu zu durchleuchten und exemplarisch Passagen heraus zu filtern und diese neu zu kombinieren. Im Theaterraum sollen Fragestellungen und Entscheidungen direkt und unmittelbar – ohne den Filter der abgeschlossenen, tragischen Vergangenheit- für das Publikum spür- und erlebbar werden.

Das Thema ist und bleibt erschreckend aktuell: 2018 wurden in Deutschland 218 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet. Denn vielfältige Mechanismen, Geschlechterbilder und Gesellschaftskonventionen lassen es zu, dass Männer wie Winfried B., als Richter und Henker in einer Person auftreten und mit ihrer „license to kill“, ihr Recht auf Besitz der Partnerin ausüben.

Diese Arbeit knüpft an das Projekt “Flüsterzettel” an. Auch dabei habe mich mit dokumentarischem Material, das einen autobiographischem Bezug hat, auf der Theaterbühne auseinandergesetzt.

 

 

 

Burchard Dabinnus, Theatermacher, Regisseur, Schauspieler, Sprecher, Autor